Kreis Soest. „Außergewöhnliches leisten im Augenblick alle, die hauptamtlich oder ehrenamtlich mit der Flüchtlingsproblematik befasst sind!“ Diese Feststellung traf der Vorsitzend der SPD-Kreistagsfraktion, Wilfried Jäger, eingangs einer gemeinsamen Sitzung der sozialdemokratischen Kreistagsabgeordneten mit dem Vorstand des SPD-Unterbezirks Soest im Haus Rasche in Bad Sassendorf. Denn immer mehr Flüchtlinge suchten vor Krieg, Gewalt, Zerstörung und Verfolgung in ihren Heimatländern Schutz in Europa, in Deutschland und somit auch im Kreis Soest. Wie ihnen auf ihrem Weg in eine neue Heimat geholfen werden kann und welche Auswirkungen das auf die einzelnen Kommunen hat – darüber berieten die Sozialdemokraten eingehend.
Dabei standen ihnen Sachgebietsleiter Andreas Kerstin von der Ausländerbehörde des Kreises Soest und der Leiter des Soester Sozialamtes, Meinhard Esser, mit geballten und zugleich praxisnahen Informationen sachkundig zur Seite. Wie Kerstin sagte, leben derzeit im Kreisgebiet 60.200 ausländische Mitbürger. Die Zahl der Asylsuchenden bezifferte er mit 1.677 bei täglich steigender Tendenz. Genau 433 genießen derzeit einen Duldungsstatus; alle anderen müssen das Asylverfahren durchlaufen. Anhand konkreter Zahlen für die Stadt Soest machte Meinhard Esser deutlich, dass die Flüchtlingsproblematik zu einer echten Herausforderung für die Kommune geworden sei. Habe man ursprünglich in diesem Jahr mit 250 Neuankömmlingen in Soest gerechnet, so würden es voraussichtlich aber 450 bei einem bundesweiten Zuzug von 800.000 Flüchtlingen.
Esser schilderte eindrucksvoll, welche Maßnahmen erforderlich sind, um alle Flüchtlinge betreuen zu können. Das beginne bei der Unterbringung und der täglichen Verpflegung über medizinischen Erstuntersuchungen bis hin zu Sprachkursen und unterschiedlichsten Integrationsbemühungen. „Wir müssen täglich stark improvisieren“, so der Leiter des Soester Ordnungsamtes. Das sei aber dank der ehrenamtlichen Helfer gut gelungen. Über 200 Ehrenamtliche würden sich in der Stadt engagieren.
Die Sozialdemokraten zeigten sich bei der Beratung überzeugt, dass ohne den ehrenamtlichen Einsatz die Kommunen kreisweit diese schwierige Aufgabe nicht allein lösen könnten. Um eine dauerhafte Willkommensstruktur zu erreiche, sei man auch weiterhin auf diese ehrenamtliche Hilfe angewiesen, besonders auf dem Feld der Integration.
Zudem müsse der kommunale Wohnungsbau aufgefordert werden, sich stärker zu engagieren, forderten die SPD-Vertreter. Vor allem gehe es in Soest und in Lippstadt darum, bei der Wohnungssuche einen „Verdrängungswettbewerb“ zwischen Studentenschaft und Flüchtlingen zu vermeiden. Als politisch Verantwortliche wollen sich die SPD-Vertreter frühzeitig über die finanziellen Auswirkungen der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen Klarheit verschaffen, damit entsprechende Ansätze in die Haushalte des Jahres 2016 einfließen können und die Willkommensgesten somit nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben.