Wohnungsmarkt im Kreis Soest schreit nach Investitionen

 

Kreis Soest. Der Ruf nach einer angepassten Organisation sowohl im frei finanzierten als auch im sozialen Wohnungsbau wird im Kreis Soest immer lauter. Wie eine solche Gesellschaft unter dem Dach des Kreises sowie der Städte und Gemeinden florieren kann, untersuchte jetzt der Kreisverband Soest der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) im Hotel Susato in Soest. Dazu konnte Kreisvorsitzender Rainer Stratmann vor vollem Haus mit dem Geschäftsführer der Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS), Matthias Fischer, einen kompetenten Experten aus der kommunalen Wohnungswirtschaft begrüßen.

 

Fischer leitet bei 35 Mitarbeitern und einer jährlichen Bilanzsumme von über 110 Millionen Euro ein Unternehmen, das über rund 3.500 Wohnungen verfügt und vom Kreis Unna, von kreisangehörigen Städten und Gemeinden sowie der Stadt Hamm getragen wird. Damit erfülle das Unternehmen einen „ganz zentralen kommunalen Versorgungsauftrag“ und sichere das „Grundbedürfnis Wohnen“ in den Gesellschafterkommunen. Das Unternehmen verstehe sich als „Kümmerer der Menschen in den Quartieren“ und habe damit gute Erfahrungen gemacht.

 

Ausführlich berichtete er über die Angebotspalette, die weit über den normalen Mietwohnungsbau hinausgeht. So sei bei der älteren Generation das sog. „betreute Wohnen“ stark nachgefragt; ebenso das von seinem Unternehmen angebotenen „Wohnen mit Service“, bei dem haushaltsnahe Dienstleistungen in Anspruch genommen werden können. Bewährt haben sich nach Angaben von Geschäftsführer Fischer auch die von seinem Unternehmen errichteten Mehrgenerationenhäuser, in denen die Wohngemeinschaft über die Vergabe der Wohnungen entscheidet. Überdies stellte er heraus: „Jeder Neubau, den wir erstellen, ist barrierefrei!“

 

Als „Renner“ haben sich nach Fischers Aussagen zudem zentrale Anlaufstellen in den Quartieren erwiesen. So entstand in Fröndenberg eine „neue Mitte“ mit Mietwohnungen, einem Gemeinschaftshaus mit Bistro, Arztpraxis und Pflegedienst. An anderer Stelle – in Kamen – errichtete das Unternehmen in Nähe zu den UKBS-Wohnungen ein Gesundheitszentrum. Zudem seien derzeit neben dem aktiven Wohnungsbau gleich sechs Kindergärten in der Realisierungsphase.

 

Erfreut nahmen die zahlreichen Zuhörer zur Kenntnis, dass Natur- und Klimaschutz bei allen Bauvorhaben Berücksichtigung finden. So stattet das Unternehmen nach Aussagen von Geschäftsführer Fischer die Neubauten mit Ladestationen für Elektro- und Hybridautos aus, bietet ein E-Car-Sharing an und sorgt mit einem Mieterticket für kostenfreies Fahren mit dem Bus. Für Dienstfahrten setzt das Unternehmen mit Wasserstoff betriebene Autos ein. Da wunderte es die aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörer schon nicht mehr, dass das von Fischer geleitete Wohnungsunternehmen jetzt ein energieautarkes „Solarhaus“ in Kamen im Kreis Unna für Mietwohnungen in Angriff nehmen will.

 

„Der Wohnungsmarkt im Kreis Soest schreit nach Investitionen“, stellte in der lebhaften Diskussion Wilfried Jäger, der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, heraus. Bad Sassendorfs Bürgermeister Malte Dahlhoff sah es als erforderlich an, „die vorhandenen Instrumente schärfer zu nutzen, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu erhalten“. Es gelte, vor allem auch für Älteren eine Wohnraumperspektive auf dem Land zu schaffen. Und Christian Klespe, Vize-Vorsitzender der SPD-Kreisfraktion und Landratskandidat, sah die Rahmenbedingungen gar als „dramatisch“ an. Klespe: „Deshalb müssen wir uns zusammentun, um gemeinsam eine solche Gesellschaft auch im Kreis Soest ins Leben zu rufen!“ Einen politischen Anstoß hab schließlich SPD-Jäger: Verkauf der RWE-Aktien und mit dem Geld Mobilisierung des kommunalen Wohnungsbaus. Das sei aber nur möglich, wenn der Kreis sowie die Städte und Gemeinden das gemeinsam wollten.

Auf starkes öffentliches Interesse stieß die Informationsveranstaltung des SGK-Kreisverbandes Soest mit dem Geschäftsführer der kommunalen Wohnungsgesellschaft UKBS, Matthias Fischer (Zweiter von rechts) – hier mit Fraktions-Vize Christian Klespe, SGK-Kreisvorsitzenden Rainer Stratmann und dem Fraktionsvorsitzenden des Kreistages, Wilfried Jäger (von links).