Tagesmütter lieben ihre Arbeit, die sie als erfüllend empfinden, leider aber nicht mehr als auskömmlich.
Im Kreis Soest bekommen sie 5,61 Euro pro Kind und Stunde, nun wollen sie zwei Euro mehr für ihre Arbeits- und Sachleistungen. Eine deutliche Steigerung, räumen die Betroffenen ein, allerdings habe es seit über zehn Jahren nur äußerst geringe Erhöhungen gegeben. Mitte März wird der Jugendhilfeausschuss des Kreises entscheiden. Die Unterstützung der SPD-Kreistagsfraktion haben die Tagesmütter. Ihre Sprecherin Nina Schweitzer war mit fünf Kolleginnen bei der SPD zu Gast, um ihre Situation und Forderung zu erklären.
Tagesmütter (und Tagesväter) werden behördlich korrekt als „Kindertagespflegepersonen“ bezeichnet, das heißt: Sie sind für die pädagogische Betreuung der ganz Jungen ausgebildet. Derzeit 1245 Kinder, knapp ein Drittel aller Unter-Dreijährigen im Kreis, werden in 220 Betreuungsstellen notfalls rund um die Uhr begleitet. Die Vorteile gegenüber einer Kindertagesstätte liegen auf der Hand: Eine Bezugsperson für eine Gruppe von höchstens fünf Kindern – und für die Eltern sehr flexible Öffnungszeiten. „Jede von uns ermöglicht zehn anderen Leuten eine Vollzeitstelle“, beschreibt eine Tagesmutter die Dimension. Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Christian Klespe ist die Kindertagespflege deshalb „systemrelevant“ – gerade mit Blick auf den immer größer werdenden Fachkräftemangel.
Dieser Mangel könnte bald die Kindertagespflege selbst betreffen. „Viele Kolleginnen haben bereits aufgegeben“, sagt Karin Göbel. Denn Tagesmütter sind selbstständige Unternehmerinnen, können den Preis für ihre Dienstleistung aber nicht frei mit den Eltern aushandeln und anpassen, wenn etwa die Energie- und Lebensmittelkosten in die Höhe schießen. Bezahlt werden sie nach einem festen Satz vom Jugendamt, und der verharre seit Jahren auf niedrigem Niveau. Von daher fordern die Tagesmütter nicht nur eine deutliche Erhöhung, sondern auch eine Koppelung an die Gehaltsentwicklung ihrer Kolleginnen in den Kitas. Deren Stundenlohn liege, so die Rechnung der Tagesmütter, im Schnitt 7 Euro über dem eigenen von 11,75 Euro.
Jede fünfte Tagesmutter im Kreis ist so gut ausgebildet, dass sie problemlos in eine Kita wechseln könnte. Für die anderen Kolleginnen bietet sich ab August 2026 eine Alternative in der Offenen Ganztagsschule (OGS). Dann wird es schrittweise einen Rechtsanspruch auf eine OGS-Betreuung geben; da werden zusätzliche Kräfte gebraucht. Nina Schweitzer warnt: „Bei aller Liebe zu unserer Arbeit – irgendwann geht es finanziell nicht mehr. Und wer einmal weg ist, der kommt nicht wieder.“