Rechnung mit vielen Unbekannten – Kreis informierte SPD über den Kindergarten-Bedarfsplan

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Kindergartenplanung müsste doch einfach sein: Man zählt die Neugeborenen und kennt den Bedarf für die kommenden Jahre. Doch so ist es nicht: „Kindergartenplanung ist ein ständiger Fluss“, sagte Patricia Deertz. Die Leiterin des Kreisjugendamtes stellte gemeinsam mit Sozialdezernent Sascha Kudella der SPD-Kreistagsfraktion die Zahlen für das Kindergartenjahr 2023/24 vor, das am 1. August beginnt. Der neunte und entscheidende Schritt der Bedarfsplanung wurde bereits am 15. März gemacht, als beim Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Kind-Pauschalen beantragt wurden. Das heißt aber nicht, dass sich in den kommenden Monaten nicht noch einiges ändern kann.

Kudella machte die Rolle des Kreises deutlich: „Wir bauen keine Kitas und stellen auch kein Personal ein.“ Das sei Sache der Kommunen. Der Kreis stelle nur den Bedarf fest, wobei die Städte Soest, Lippstadt und Warstein mit ihrem Jugendamt eigenverantwortlich handeln. Das gilt auch in der Tagespflege für die Kinder unter drei Jahren. Den Anteil der Tagesmütter im U3-Bereich schätzte Deertz auf 30 Prozent. Die im Bedarfsplan aufgeführten 10 Prozent seien „reine Ausbauquoten“, denn „unsere Tagesmütter sind alle pickepacke voll.“

Der Bedarf an Kita-Plätzen hängt auch von unberechenbaren Faktoren ab wie etwa dem plötzlichen Zuzug von Flüchtlingsfamilien wie jetzt aus der Ukraine. Berechenbar ist dagegen ein Neubaugebiet, in das bevorzugt junge Familien einziehen. „Da rechnen wir sogar die ungeborenen Kinder mit ein“, sagte Deertz. Die Fehlerquote dieser Prognosen liege bei plus minus 5 bis 10 Prozent. Probleme könnte es aber geben, wenn nach dem Stichtag Mitte März viele Familien in eine Gemeinde ziehen und einen Betreuungsplatz für ihre Kinder suchen.

Auch das Vorhalten von Kita-Plätzen „über den Durst“, wie von Kreistagsmitglied Wilfried Jäger empfohlen, sei nicht unbedingt eine Lösung, wie das Beispiel Lippetal mit zwei neuen Kindertagesstätten zeige: Selbst da sei noch Bedarf, so Deertz, denn „je mehr Angebot man macht, desto mehr ist die Nachfrage.“ Reserve sei ein Luxus, dem nicht nur die Gefahr von Leerstand entgegenstehe, sondern vor allem der Mangel an Fachkräften.

Sorge bereitet der SPD, dass ausgerechnet die Eltern keinen Kita-Platz suchen, deren Kinder es dringend nötig hätten. „Wir sind da nah dran“, betonte Kudella. Das beginne schon mit Besuchen am Wochenbett, um auf das Betreuungsangebot aufmerksam zu machen.